Editionen und Datenbanken: Aufarbeitung von Texten, Noten und Bildern für die geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung
Editionen, Erstellung von Text-, Noten- und Bilderkorpora bieten die semiotische Grundlage der Wissenstradierung und bilden damit einen unerlässlichen Bestandteil der Grundlagenforschung in den Geisteswissenschaften. Dabei eröffnen digitale Werkzeuge neue Wege der Erschließung und Verarbeitung von Texten und Zeichensystemen überhaupt.
Die Philosophische Fakultät II entwickelt in diesem Bereich eine Reihe von zentralen und innovativen Projekten:
- Mit der Hallischen Händel-Ausgabe ist an der Fakultät ein hoch dotiertes, international renommiertes Akademienprojekt angesiedelt, das in Zukunft von einer Akademie-Juniorprofessur Musikwissenschaft mit Schwerpunkt Editionswissenschaft und Digital Humanities unterstützt werden wird (Prof. Dr. W. Hirschmann).
- Mit dem Projekt „Antiquitatum Thesaurus. Antiken in den europäischen Bildquellen des 17. und 18. Jahrhunderts“ (2021-2044) hat unter der Leitung von Prof. Dr. E. Décultot ein weiteres Langzeitprojekt der Union der Akademien 2021 an der Berliner Akademie der Wissenschaften seine Arbeit aufgenommen, das Zeichnungen und Drucke des europäischen 17. und 18. Jh. nach antiken Artefakten erschließt und in einer Datenbank von ca. 35.000 Datensätzen aufarbeitet und verknüpft. Mit seiner entscheidenden Erweiterung der Materialbasis zur Forschung über antike Artefakte in der Frühen Neuzeit trägt das Projekt zur Differenzierung der Konzepte von Antike, Kunst und Ästhetik in der Neuzeit bei und eröffnet hiermit neue Forschungsperspektiven, die an der Philosophischen Fakultät II und am IZEA weiterentwickelt werden.
- Ebenfalls ein Langzeitprojekt der Akademienunion (Laufzeit 2015–2039) sind die „Propyläen – Forschungsplattform zu Goethes Biographica“ unter der Leitung von Prof. Dr. D. Fulda u.a., ein Kooperationsprojekt der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Es verfolgt zwei große Ziele: Zum einen wird auf Basis der vielschichtig erschlossenen Quellenbestände von Goethes Biographica (Briefwechsel, Tagebücher, Begegnungen und Gespräche) eine integrierte Forschungsplattform zu Goethes Leben, Wirken und Werk aufgebaut, die für die Wissenschaft und eine breite Öffentlichkeit gleichermaßen zugänglich ist. Zum anderen werden die im laufenden historisch-kritischen Editionen der Briefe und Tagebücher von Goethe, die um die Volltextwiedergabe bereicherte Regestausgabe der Briefe an Goethe sowie die Edition von Goethes „Begegnungen und Gesprächen“ fortgeführt und abgeschlossen.
- Mit dem vom BMBF finanzierten Projekt „Exzerpte. Zur digitalen Erschließung und Edition einer besonderen Text-Bild-Konstellation — am Beispiel J.J. Winckelmanns“ wird – in Kooperation mit dem Institut für Informatik der MLU und mit der TU Darmstadt – ein digitales Portal erarbeitet, das neue Möglichkeiten der Erschließung und Edition von Exzerpten bietet (Prof. Dr. E. Décultot).
- In enger Zusammenarbeit mit dem IZEA wird darüber hinaus innerhalb des DFG-Projekts „Portal ‘Der deutsche Brief im 18. Jahrhundert’“ eine Datenbank entwickelt, die eine neue Grundlage zur Briefforschung schafft, indem sie – in einer ersten Phase – die Metadaten zu rund 240.500 Briefen sowie die Images und Volltexte zu rund 182.000 Briefen aus dem deutschsprachigen Raum zugänglich macht (Prof. Dr. E. Décultot).
- In der zehnbändigen Ausgabe der Gesammelten Schriften Johann Georg Sulzers (hg. v. Elisabeth Décultot, Schwabe Verlag, Basel), die teilweise auch digital erscheint, werden schließlich die philosophischen, ästhetischen, naturwissenschaftlichen, pädagogischen und literarischen Schriften sowie die Briefe einer zentralen Gestalt der deutschen und europäischen Aufklärung ediert.